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Johannes Zacharias Aktuarios

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Abhandlung über das Seelenpneuma

Projekt zur kritischen Edition des griechischen Textes mit deutscher Übersetzung und kulturhistorischer Einordnung

Mit der Person und dem überlieferten Werk des byzantinischen Arztes und Universalgelehrten Johannes Zacharias (ca. 1275–1328) erlebte die byzantinische Medizin ihren letzten Höhepunkt vor der osmanischen Eroberung Konstantinopels im Jahr 1453. Johannes' Schrifttum greift nicht nur den bereits in den frühbyzantinischen Sammelwerken erkennbaren gesamtheitlichen Anspruch der medizinischen Gebrauchsliteratur wieder auf, sondern betont zudem wesentliche Aspekte byzantinischer Medizinauffassung: die enge Verbindung zwischen Medizinphilosophie, Theologie und praktischer Ausübung, den kritisch-reflektiven Umgang mit der traditionellen Quellenbasis sowie die kontinuierliche Aktualisierung einzelner Therapiekonzepte vor dem Hintergrund neuer Erkenntnisse. Gerade in dieser Hinsicht spielt der transkulturelle Dialog sowie die Vernetzung zwischen Ärzten unterschiedlicher Nationen und Kulturkreisen eine wesentliche Rolle.

Eine psychosomatische Schrift aus byzantinischer Zeit

In diesem Kontext spielt die zweiteilige Abhandlung über das Seelenpneuma und dessen Auswirkungen auf den menschlichen Organismus (Περὶ ἐνεργειῶν καὶ παθῶν τοῦ ψυχικοῦ πνεύματος καὶ τῆς κατ᾽αὐτὸ διαίτης λόγοι β´), deren wissenschaftliche Erschließung im Zentrum des Editionsprojektes steht, eine ganz wesentliche Rolle. Johannes Zacharias hat diese Schrift ganz gezielt für seinen Lehrer und Mentor, den Mönchsphilosophen Joseph Rhakendytes (ca. 1260–1360), verfasst, da dieser an depressiven Störungen gelitten haben soll. In beispielhafter Weise veranschaulicht die Schrift über das Seelenpneuma das Ineinandergreifen von Theorie und Praxis, von Philosophie und Heilkunde, eine Kombination, die für Johannes Zacharias unbedingte Grundlage einer verantwortungsvollen und patientenorientierten Ausübung des Arztberufes darstellt.

Der erste Teil der Abhandlung schildert das philosophisch-theologische Fundament in Zusammenhang mit den im Byzanz des 14. Jahrhunderts aktuellen geistigen Strömungen. Die einzelnen Seelenkräfte und ihre Affektionen werden in Relation zur zentralen Fragestellung der Zeit gesetzt: auf welchem Weg lässt sich eine vollkommene Lebensführung erreichen? Rein durch Askese oder durch wissenschaftliche Erkenntnis?

Der zweite Teil der Abhandlung behandelt die konkret therapeutische Anwendung dieses Wissens: in welcher Verbindung stehen die einzelnen Körperfunktionen und deren Affektionen zu den zuvor erwähnten Seelenkräften? Wie lassen sich mentale Leiden vor diesem Hintergrund beurteilen? Johannes empfiehlt, den therapeutischen Fokus auf eine ausgewogene Lebensweise mit passender Ernährung, Körperhygiene und Bewegung zu konzentrieren, um die Gesunderhaltung des Seelenpneumas und damit die körperinterne Harmonie zu erhalten, oder, im Bedarfsfall, wiederherzustellen.

Wesentliche Ziele des Projekts sind die philologische und editorische Erschließung dieses kultur- und insbesondere psychologiehistorisch äußerst bedeutsamen Textes sowie dessen rezeptionsgeschichtliche Kontextualisierung. Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es somit, der transdisziplinären Forschung ein Werk zur Verfügung zu stellen, das die byzantinische Medizin als eine progressive Fachwissenschaft erweist, die weit über antike heilkundliche Vorstellungen hinaus das medizinische Denken und Handeln in ein substanzielles philosophisch-theologisches System einbindet und damit Grundlagen für die heutige Medizinethik und patientenorientierte Therapeutik legt.

Förderung

Das Projekt wird von der DFG über eine Laufzeit von 36 Monaten gefördert.